Streams und Torrents [Montage AV 1/2017]
Gesellschaft für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. (Hg.)

Montage AV [1/2017]

208 Seiten, zahlr. Abb.
Juni 2017
16,90 €
vergriffen
ISBN 978-3-89472-936-3

Streams und Torrents [Montage AV 1/2017]

Montage AV [1/2017]

Als Streamen medialer Inhalte – Radiosendungen, Live-Übertragungen von Sportereignissen, Filme, Serien und andere Fernsehshows – wird vor allem die simultane und gekoppelte Übertragung und Wiedergabe über das Internet bezeichnet. Im Unterschied zum Herunterladen wird beim Streaming keine Kopie der Daten auf dem eigenen Rechner angelegt, die medialen Inhalte werden direkt abgespielt; die Daten werden nur kurz zwischengespeichert, anschließend wieder gelöscht. Obwohl verschiedene Codierungen und Formate des Streamens schon lange existieren, ist es erst in den letzten zehn Jahren dank zunehmender Bandbreite der Datenübertragung zu einer dominanten Form des Medienvertriebs geworden. So gaben in Deutschland 2015 in einer Studie 76 % der Befragten an, mindestens gelegentlich Videostreaming zu nutzen.
Ausgedünnt haben die immer breiteren Ströme dieses Mainstreams auch die sogenannten Sturzbäche (torrents), die noch vor einigen Jahren den größten Anteil am Datenverkehr über das weltweite Web ausmachten.
Die Film- und Fernsehwissenschaft sollte sich mit der Realität von Streams und Torrents stärker konfrontieren im Bemühen, die jüngst entstandenen Flüsse und Sturzbäche zu kartografieren, auch weil sie auf neue Sedimentierungen und mediengeologische Verschiebungen verweisen. Das gilt zunächst etwa für die seit einiger Zeit beobachtete «neue Cinephilie», die stark mit der digitalen ‹Blogosphäre› und der neuen Verfügbarkeit von unbekannten Schätzen der Filmgeschichte im Internet zusammenhängt, aber auch für das kulturelle Phänomen des ‹Binge Watching›, das zwar im Stream nicht entstanden ist, sondern sich bis in die Frühzeit von Videogemeinschaften zurückverfolgen ließe, durch die Streamingangebote aber zu besonderer Beliebtheit gekommen ist. Es gilt ferner für Verschiebungen im Bereich der (Markt-)Macht, mit der die Frage nach dem Zugang zu kulturellen Gütern wie auch der Streit um Urheber- und Verwertungsrechte untrennbar verbunden bleiben.
Mit dem Streamen verbindet sich also nicht nur die gewünschte vertikale Ausdehnung des Marktes für kulturelle Güter (mehr Titel, mehr Nutzer, mehr Werbung usw.), sondern eben auch die horizontale – in soziale und ökonomische Bereiche, die mit kultureller Produktion nicht mehr viel zu tun haben.
Die Beiträge dieses Bandes betrachten Streams und Torrents aus verschiedenen Blickwinkeln.

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