Experimente zwischen Dokumentar- und Spielfilm
Philipp Blum

Aufblende - Schriften zum Film [19]

304 Seiten, 150 x 220 mm, zahlreiche farb. Abbildungen, zahlr. tw. farb. Abb.
1. Aufl., Juli 2017
34,– €
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ISBN 978-3-89472-709-3
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Experimente zwischen Dokumentar- und Spielfilm

Zu Theorie und Praxis eines ästhetisch 'queeren' Filmensembles

Die Studie beschreibt und analysiert Filme, die uneindeutig zwischen Dokumentar- und Spielfilm stehen und präsentiert die gattungsmäßige Unterbestimmtheit solcher Filme als ihr wesentliches ästhetisches und reflexives Potential. Anders als es in den Begriffen wie mockumentary, fake-documentary und/oder fingierter Dokumentarfilm zum Ausdruck kommt, werden solche Filme als formal offene Experimente zwischen Dokumentar- und Spielfilm aufgefasst und gerade nicht als Spielfilme im Gewand des Dokumentarischen. Tatsächlich bringen diese Filme in ihren Gattungsverkreuzungen und -verflüssigungen hergebrachte Sehgewohnheiten ins Wanken und reflektieren die Binarität von Fiktionalität und Non-Fiktionalität auf eine performativ spielerische Art und Weise. Um diesem Merkmal Rechnung zu tragen, werden solche Filme als 'queer' bezeichnet. Mit diesem vor allem Judith Butler und einer dekonstruktivistisch argumentierenden Theorie des Geschlechts entlehnten Begriff perspektiviert die Studie Filme zwischen Dokumentar- und Spielfilm als Aushandlungsorte filmischer Bedeutungsproduktion im Spannungsfeld von Imaginärem und Wirklichem – Fiktionalem und Dokumentarischem. Ausgehend von dieser Perspektive wird induktiv über sorgfältige Filmanalysen ein Ensemble von Filmen erschlossen, dessen größte Stärke gerade in der generischen Uneindeutigkeit liegt. Schließlich lassen die Filme in der Art und Weise, wie sie die ästhetische Aufmerksamkeit und auch das filmgeschichtliche Bewusstsein des Zuschauers adressieren, ehedem sichere Genrelektüren und Gattungserwartungen ins Wanken geraten. Damit wird nicht nur kritisch Aufklärungsarbeit gegenüber der vermeintlichen Selbstevidenz filmischer Bilder und Töne geleistet oder die Eigenwirklichkeit von Fiktionen veranschaulicht. Grundsätzlicher lassen 'queere' Filme sinnlich konkret über das Fiktionale und das Dokumentarische reflektieren, indem sie beides performativ zur Geltung bringen. Die Studie zeigt sich dabei von zwei Bewegungen gekennzeichnet: Einerseits wird die Ästhetik solcher Filme anhand ausgewählter Fallstudien analysiert so die Praxis dieser Experimente zwischen Dokumentar- und Spielfilm beschrieben. Andererseits leitet die Studie aus dieser Praxis eine Theorie dieser Filme als 'queer' ab und blickt auf die Herausforderungen, die diese Filme für ehedem stabile Konzepte filmtheoretischen Denkens wie etwa Fiktionalität und Wirklichkeit darstellen. Damit schaltet sich die Arbeit in einen anhaltend virulenten Diskurs ein und präsentiert einen originellen und gewinnbringenden Zugang zu den Filmen zwischen Dokumentar- und Spielfilm als experimentellen Anordnungen.

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