Am 14. August 2003 ereignete sich an der nordamerikanischen Ostküste, was bis dahin kaum jemand für möglich gehalten hatte: Ein überaltertes Stromnetz, ein Softwarefehler und menschliche Falscheinschätzungen führten zum größten Stromausfall der Geschichte der USA. Etwa 50 Millionen Menschen saßen im Dunkeln, Fahrstühle und Metro-Züge blieben stecken, Ampeln und Handys funktionierten nicht mehr. Damals lief der Blackout relativ glimpflich ab - doch heute, 20 Jahre später, ist die Welt so stark auf die ständige Verfügbarkeit von Elektrizität angewiesen wie noch nie: Große Teile der Menschheit haben sich nicht nur an den Komfort und die Sicherheit der Steckdose gewöhnt, sondern sind auch über das (stromabhängige) Internet und (ohne Strom nutzlose) mobile Gerät inzwischen so komplex verschaltet, dass schon ein wenige Stunden andauernder flächendeckender Stromausfall schwere wirtschaftliche, humanitäre und psychologische Folgen hätte. Zugleich nimmt das Risiko für einen fatalen, langandauernden Blackout immer weiter zu: Zu den natürlichen Ursachen wie starken Sonnenwinden und Naturkatastrophen und klassischen Risiken wie Atomwaffen und E-Bomben kommen heute neue Gefahren wie Cyberanschläge, Strompreisspekulationen und wachsende Herausforderungen für die Netzstabilität durch die erneuerbaren Energien. Fachleute warnen seit Jahren vor den potenziell verheerenden Folgen eines Blackouts, der nicht nur wahrscheinlicher, sondern auch schwerwiegender werde und sich schlimmstenfalls über Wochen hinziehen könnte. Zugleich aber sind Bevölkerung, Unternehmen und Regierungen auf dieses Szenario kaum vorbereitet - ganz ähnlich wie auf Pandemien. Welche Konsequenzen hätte ein flächendeckender langanhaltender Stromausfall auf die Gesellschaft mit ihren dicht verflochtenen digitalen Kommunikationsnetzen? Wie ließen sich die sozialen Folgen abmildern, wenn es wirklich so weit kommt? Und können wir den Blackout noch verhindern? Film und Fernsehen haben - gerade während der CoronaPandemie - ihre Fähigkeit zur Vorwegnahme wichtiger Zukunftsdiskurse bewiesen: Kinofilme und Serien thematisieren soziale Herausforderungen und Gefahren häufig lange vor ihrem tatsächlichen Eintreten, sodass sie Politik und Gesellschaft einen Vorsprung geben, sich gegen sie zu wappnen. Blackouts gehören seit langer Zeit nicht nur in der Science-Fiction, Katastrophenfilmen und postapokalyptischen Serien, sondern auch in Thrillern, Dramen und Horrorfilmen, ja sogar in Sitcoms und Krankenhausserien zum erzählerischen und inszenatorischen Standardrepertoire. Was können wir von Film und Fernsehen lernen, um uns auf den bevorstehenden Blackout vorzubereiten? Mit welchen Folgen müssen die Figuren in den fiktiven Stromausfall-Geschichten zurechtkommen? Und lässt sich die Anarchie, die in diesen ausgedachten stromlosen Narrativen immer wieder droht, in der Realität noch aufhalten?