Das Gefühl der Gefühle - Zum Kinomelodram
Margrit Frölich, Klaus Gronenborn, Karsten Visarius

Arnoldshainer Filmgespräche [25]

176 Seiten, 148 x 210 mm, Paperback
1., Aufl., September 2008
19,90 €
vergriffen
ISBN 978-3-89472-661-4

Das Gefühl der Gefühle - Zum Kinomelodram

Arnoldshainer Filmgespräche [25]

Kino – das sind nicht nur bewegte Bilder. Es sind vor allem Bilder und Geschichten, die uns als Zuschauer im dunklen Kinoraum bewegen. Die Bilder, die Geschichten, die Schauspieler und die Musik wecken Empfindungen in uns. Sie lösen Gefühle aus, bringen uns zum Lachen oder Weinen. So vielfältig, wandelbar und anpassungsfähig Gefühle auch sein mögen, so flüchtig und unterschiedlich sie auch in ihrer Intensität sind und so sehr man ihnen auch zusetzen und sie unterdrücken kann – nichts ist so hartnäckig und in der menschlichen Existenz so elementar verwurzelt wie die Gefühle. Sie sind überall präsent, auch wenn wir sie nicht sehen oder zur Kenntnis nehmen. In den öffentlichen Diskursen führen sie oft nur ein Schattendasein. Im Kino hingegen kommt ihnen ein privilegiertes Existenzrecht zu. Der dunkle öffentliche Raum intimer Selbstbezüglichkeit ist der Ort, an dem die Zuschauer, jeder für sich und doch gemeinsam im Raum, ihren Gefühlen freien Lauf lassen können. Indem das Kino – ein Ort der „Projektion“ im wahrsten Sinne des Wortes – eine ganz eigene Welt erschafft, in der die Realität außen vor bleibt, vermittelt sich dem Zuschauer das Gefühl, ganz bei sich zu sein und sich den eigenen Empfindungen ungeniert und genussvoll bis hin zur Tränenseligkeit hingeben zu können.

Das Kinomelodram setzt fort, was die Kultur der „Empfindsamkeit“ in den Briefromanen des 18. Jahrhunderts propagiert hatte.
Wie kein anderes Filmgenre beherrscht das Melodram die Klaviatur der Gefühle. Dennoch geht es in den hier versammelten kulturwissenschaftlichen, filmwissenschaftlichen und filmkritischen Reflexionen zum Ergriffen-Sein im Kino nicht um eine aktuelle Genrebestimmung des Melodramas. Im Melodram steht ein für das Kino insgesamt gültiger Modus ästhetischer Erfahrung zur Diskussion, in dem Emotionen aufgedeckt, anerkannt und differenziert werden können und damit zur Ausbildung einer Kultur der Gefühle beitragen. Es geht nicht um dies oder jenes Gefühl, sondern um das „Gefühl der Gefühle“, um eine grundlegende Sensibilität und Empfänglichkeit, auf die der Titel des Bandes verweist.
Die theoretischen und filmanalytischen Beiträge fragen am Beispiel filmischer Melodramen des aktuellen europäischen, amerikanischen und asiatischen Autorenkinos danach, welche filmästhetischen Gestaltungsmittel das melodramatische Kino einsetzt und wie es sie moduliert, um beim Zuschauer Affekte und Gefühle hervorzurufen.


Folgende Filme werden besprochen:
Ang Lee: Brokeback Mountain
Wong Kar-wai: In the Mood for Love
Pedro Almodovar: Hable con ella (Sprich mit ihr)
Douglas Sirk: All That Heaven Allows (Was der Himmel erlaubt)
Rainer Werner Fassbinder: Händler der vier Jahreszeiten
Yasujiro Ozu: Tôkyô monogatari (Die Reise nach Tokyo)

TESTIMONIALS

„Autoren aus der Film und Kulturwissenschaft sowie aus der Filmkritik analysieren welche ästhetischen Mitttel das Kino einsetzt und wie es ihm gelingt, Emotionen im Zuschauer hervorzurufen." epd Film

 

Leseproben & Dokumente

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