Nervenkitzelmaschine
Stefanie Werder

Zürcher Filmstudien [50]

400 Seiten, 155 x 225 mm, zahlr. Abb.
ersch. 1. Aufl., Mai 2026
48,– €
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ISBN 978-3-7410-0533-6
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Nervenkitzelmaschine

Frühes Kino und Nervositätsdiskurs in Deutschland

An der Schwelle zum 20. Jahrhundert vollzog sich ein rasanter technologischer und sozialer Umbruch, der die Wahrnehmung der Menschen besonders im urbanen Raum beschleunigte und intensivierte. Das eigene Zeitalter empfand man als ‹nervös› und die Modekrankheit jener Zeit hieß Neurasthenie ‒ sie reflektierte die modernen Lebensbedingungen und den hektischen Rhythmus der Großstadt. In dieser nervösen Atmosphäre etablierte sich das Kino. Mit dem Fokus auf Deutschland beleuchtet diese Studie die zentrale Bedeutung des Nervositätsdiskurses für die öffentliche Rezeption des neuen Mediums. Basierend auf der transdisziplinären Zusammenführung von filmwissenschaftlicher, medizin- und wissensgeschichtlicher sowie diskurshistorischer Forschung und der Sichtung einer großen Zahl neuer oder bislang wenig beachteter Quellen geht sie der Frage nach, aus welchen kulturellen Sphären etwa ab 1907 Ideen über Nervosität in das Nachdenken über das Kino gerieten. Warum und unter welch unterschiedlichen Vorzeichen galten Filme – besonders in den 1910er-Jahren – als stark nervenaffizierend? Der Diskurs zur Nervosität eröffnete durchaus gegensätzliche Perspektiven: Während die Kinoreformbewegung das kommerzielle Kino gern als gefährliche ‹Nervenkitzelmaschine› brandmarkte, setzten die Branchenzeitschriften auf starke Nerveneffekte als Werbeargument. Bis in die 1920er-Jahre hinein gehörten die Nervösen auch zum Figurenrepertoire des Kinos und tragen bis heute zur populären Imagination vom Zeitalter der Nervosität bei.

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